Probleme beim Peeling
Seit der Glow als Merkmal Nr. 1 jugendlicher Haut gilt, scheint die Welt wie im Peelingrausch. Diverse Gele, Seren, Schäume und Pulver versprechen immer effektivere Ergebnisse. Stimmt, weiß YBPN, aber …
von Susanne Opalka
01. Januar 1970
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Die Initialzündung kam von dem US-Dermatologen Dr. Dennis Gross: Seine „Alpha Beta Daily Face Peels“ veränderten vor gut zehn Jahren die Kosmetikwelt. Und schließlich unsere Pflegeroutine. Seitdem „häuten“ wir uns ganz selbstverständlich, regelmäßig und gern täglich. Tatsächlich sind moderne Produkte in der Lage, nicht nur den oberflächlichen Grauschleier aus abgestorbenen Hautschüppchen zu beseitigen, je nach Konzentration und Kombination der exfolierenden Stoffe mildern sie auch Sonnenschäden, Falten und Linien und grobe Poren und verbessern die Hautstruktur.
Eine großartige Erfindung! Doch gerade ihre fantastische Wirkung birgt ein Problem, das Dermatologen neuerdings vermehrt beobachten. Dr. Adam Geyer, einer der führenden Hautärzte in New York: „Ich habe selbst vor zehn Jahren das tägliche Exfolieren propagiert und meinen Kunden empfohlen. Das Problem ist: Wir Menschen neigen zu „more is more“. Zum Beispiel mit Pads, die mit Fruchtsäuren getränkt sind, zu stark über die Haut zu rubbeln, ist kontraproduktiv!“ Statt Glow und strahlendem Teint drohen Irritationen, die Hautbarriere wird gestört. Selbst mit einem sehr sanften Produkt, das sogar für empfindliche Haut geeignet ist, solle man sich an die Empfehlung halten. Wer es häufiger als alle 24 Stunden benutze, werde sich ziemlich sicher irritierte Haut einhandeln. Viel bringt eben nicht viel. Oder anders gesagt: Kosmetikhersteller testen genau, wann und wie ihr Produkt optimal wirkt. Die Anwendungsempfehlung ist daher keine willkürliche Größe, sondern Teil eines erfolgreichen Ergebnisses. Auch in dermatologischen Praxen hat ein Umdenken eingesetzt. Maßgeschneiderte Peeling-Varianten mit niedrig konzentrierten Fruchtsäuren, wie sie Kosmetikerinnen in Parfümerien bei Anti-Aging-Facials einsetzen, liegen auch dort im Trend. Individuell und optimal abgestimmt auf den Hautzustand und in erster Linie, um einen frischen, strahlenden Teint zu zaubern.
Aber zurück ins heimische Bad: Wer Peelings nach Empfehlung und maßvoll einsetzt, wird seinen Glow sogar bis ins hohe Alter erhalten können, versprechen Anti-Aging-Experten. Denn die Ausstrahlung, der leuchtende Teint, entsteht nur teilweise durch eine ebenmäßige Oberfläche. Die Lichtreflexion in und aus tieferen Schichten spielt ebenfalls eine Rolle. Und dazu trägt ein sanftes, regelmäßiges Peeling viel bei: Es lässt anschließende Pflege, vor allem Feuchtigkeit und gezielt verjüngend wirkende Inhaltsstoffe leichter in tiefere Schichten passieren – die Haut wird in ihrem Inneren optimal versorgt. Ergebnis: eine gesunde, intakte und geschmeidigere Hornschicht, die nicht nur frisch strahlt, sondern auch besser gegen Verletzungen und Austrocknung geschützt ist. Folgerichtig rollt bereits die nächste Welle aus den USA auf uns zu. Die meisten Patienten, so stellen ästhetische Dermatologen dort immer häufiger fest, möchten ihre Haut nicht mehr unbedingt verjüngen, sondern sie gesund erhalten; großartig aussehen also, aber ihrem Alter entsprechend. Sie fragen nach kosmetischen Lösungen für zu Hause und wollen lieber wissen, mit welchen Methoden die Haut gesund bleibt, statt sich einer Behandlung nach der anderen zu unterziehen. Eindeutiger Peeling-Trend: Langsam, sanft, und stetig gewinnt!
Intensiver Genuss
Je nach Hauttyp sind Peeling-Masken – ein- bis zweimal pro Woche – eine klärende und effektiv wirkende Auszeit für einen fahlen und unreinen Teint. Sie kombinieren entweder mechanisch wirkende Kügelchen, die mousseähnlich, also rund und sanft daherkommen, mit Enzymen (z. B. von Filorga) oder tiefenreinigende Substanzen mit Baumwollmikrofasern (bei Erborian). Die Haut wirkt wie befreit und scheint durchzuatmen. Das heißt, sie kann nicht nur wieder mehr Sauerstoff aufnehmen, sondern nachfolgende Pflegestoffe viel besser verwerten.
Abendliches Ritual
Um trockene und selbst sehr empfindliche Haut sanft, aber gründlich von abgestorbenen Hautschüppchen zu befreien, werden Enzyme zum Beispiel aus Ananas oder Papaya und/oder Alpha-Hydroxy-Säuren (Fruchtsäuren, z. B. aus Hibiskus oder Zitrone) mit Beta-Hydroxy-Säuren (Salicylsäure, z. B. aus der Weidenrinde) kombiniert. In geringer, aber genau abgestimmter Konzentration entwickeln sie einen Synergieeffekt; befreien von Unreinheiten und glätten die Haut sichtbar.
Blitzbehandlung
Wenn der Teint innerhalb kürzester Zeit strahlen soll, sind clevere Spezialprodukte gefragt. Diese neuen Formulierungen sind mit einer Einwirkzeit von einer bis drei Minuten wahre Rekordhalter in puncto Schnelligkeit. Sie enthalten exfolierende Stoffe wie Fruchtund Salicylsäure in konzentrierter Form (z. B. von La Prairie), kombiniert mit Perlmuttpartikeln (z. B. von Dior), die gleichzeitig belebend wirken und im Handumdrehen für einen ebenmäßigen und gesund strahlenden Teint sorgen.
Experteninterview
Frau Dr. Wiebels, setzen Sie nach wie vor auf Peelings?
Unbedingt! Für ein strahlendes Hautbild, eine verbesserte Hautstruktur und für den Glow sind Peelings nach wie vor großartige Methoden. Vor allem Fruchtsäuren, aber auch die Mikrodermabrasion und das Hydrafacial.
Wie sieht es mit sehr tiefen Phenol- oder Laser-Peels aus?
Diese Methoden werden nicht mehr so häufig eingesetzt. Man muss sich wirklich sehr gut damit auskennen, und die Nebenwirkungen sind einfach sehr groß.
Womit arbeiten Sie in Ihrer Praxis am häufigsten?
Mit einer Kombination aus Glykol- und Salicylsäure, in individueller Konzentration und mit höherem pH-Wert. Ganz individuell angepasst an den Hautzustand des Patienten.
Was passiert dabei?
Die Glykolsäure dringt tief ein, stößt die Kollagensynthese an, mildert Pigmentverschiebungen und Falten, die Haut wird prall und frisch. Die Salicylsäure entfernt oberflächliche Verhornungen, Unterlagerungen und wirkt sehr gut bei Akne. Die Kombination ist super!
Reicht dafür eine Behandlung?
Nein, vier bis sechs Sitzungen sind nötig. Dazu gehört noch eine Vorbereitung mit einer sanften Fruchtsäure, die man zwei bis drei Wochen lang vorher zu Hause aufträgt.
Ist ein Trend zu erkennen?
… zu sanfteren Methoden. Eindeutig. Lieber viermal sanft, als einmal heftig. Trotzdem gibt es noch extrem konzentrierte Glykolsäuren für die heimische Anwendung… Glykolsäure gehört immer in die Hände des Fachmanns! Eine Glykolsäure mit einem pH-Wert von 3,5 muss unbedingt neutralisiert werden. Dabei kann man viel falsch machen. Selbst Kollegen, die solche Sets für den Heimgebrauch getestet haben, sind am Anfang viele Fehler passiert.
Was halten Sie vom täglichen Einsatz leichter Säuren?
Es kommt auf den Hauttyp an. Wer stark unter Unreinheiten, Unterlagerungen, Mitessern leidet, für den kann es funktionieren, ein Produkt mit Salicylsäure täglich zu verwenden. Aber bei allen fruchtsäurehaltigen Präparaten gehört unbedingt eine Beratung dazu! Die Haut wird ja zum Beispiel lichtempfindlicher. Wer Fruchtsäure benutzt, sollte tagtäglich Sonnenschutz verwenden. Auch jetzt im Winter!
Sind Enzyme die grundsätzlich sanftere Alternative?
Enzympeelings sind eine super Sache und für die Heimanwendung gut geeignet. Und trotzdem: Auch sie sind effektiv. Das heißt, bei empfindlicher Haut würde ich sie nur einmal in der Woche anwenden, bei sehr robuster Haut zwei-, maximal dreimal pro Woche. Durch die enzymatische Spaltung werden ja nicht nur die Schüppchen auf der Haut abgetragen, auch die Lipide, die hauteigenen Fette. Wenn Sie Enzyme zu oft verwenden oder zu lange einwirken lassen, wird der Lipidfilm gestört.