Neurodermitis: Das hilft gegen Juckreiz & Hautprobleme
Wenn auf der Haut kratzige Stimmung herrscht: Winter ist die Hochsaison für Neurodermitis. Am besten Pflege & Ernährung ändern – dann läuft alles glatt.
von Jennifer Poppe
17. November 2024
© MementoJpeg / Getty Images
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Kuschelige Kleidung, frische Winterluft, entspannende Bäder. Kaum vorzustellen, aber für ein bis drei Prozent aller Erwachsenen weltweit bedeuten vermeintlich idyllische Wintertage echte Strapazen.
Grund dafür ist eine Krankheit, deren Anlage zwar jeder Dritte in sich trägt, die aber nur die wenigsten wortwörtlich juckt: Neurodermitis.
Wer von dieser chronischen, aber nicht ansteckenden Hautkrankheit betroffen ist, besitzt eine geschwächte Hautbarrierefunktion und reagiert deshalb hochempfindlich auf scheinbar harmlose Umweltfaktoren, zum Beispiel Pollen.
„Typischerweise treten bei Patienten mit Neurodermitis Symptome wie rote, teils erhabene Ekzeme auf – insbesondere im Bereich der Knie und Ellenbogen“, weiß Dermatologin Dr. Anna-Lena Sack aus Hamburg. „Der damit einhergehende Juckreiz ist nicht nur besonders unangenehm, bei einigen Patienten führt er sogar zu Konzentrations- und Schlafstörungen.“
Pflege-Power gegen Neurodermitis
Apropos: Bei der Wahl ihrer Hautpflege dürfen und sollten Menschen mit Neurodermitis wählerisch sein.
„Zur Vorbeugung eignet sich Pflege, die Urea enthält: Der Harnstoff bindet Feuchtigkeit, stärkt die schützende Barriereschicht der Haut und hilft außerdem, Hautschüppchen zu lösen“, weiß Anna-Lena Sack.
Für die Reinigung empfiehlt die Expertin rückfettende Dusch- und Badeöle. Bei rissiger Haut sollten Sie dagegen auf eine Pflege mit Zink- oder Dexpanthenol setzen. Diese wirken beruhigend und beschleunigen die Wundheilung.
Wichtig: Achte darauf, dass die Pflege frei von Duftstoffen ist. Auch Naturkosmetik verträgt sich nicht immer mit empfindlicher Haut, da diese häufig ätherische Öle enthält, die Allergien verstärken können.
Und was hilft gegen den lästigen Juckreiz bei Neurodermitis? Die Lösung bieten polidocanolhaltige Cremes, die wie eine Art örtliche Betäubung wirken.
Generell gilt: Während der Schübe sollte bei Pflegefragen immer der Hautarzt zurate gezogen werden. Dieser kennt die individuellen Bedürfnisse gestresster Haut und kann die richtigen Produkte empfehlen. Trockene Areale haben zum Beispiel andere Ansprüche an Hautpflege als Bereiche, in denen bereits kleine Bläschen auftreten.
Die Richtige Kleidung schafft Abhilfe
Lass Dich nicht reizen! Kleiner Trost: Die empfindliche Haut gönnt Neurodermitikern auch Pausen. Denn häufig spielt sie „nur“ schubweise verrückt.
„Wann Symptome wiederkommen, ist bei Neurodermitis oft stress- und jahreszeitabhängig“, weiß die Expertin. Allerdings können reizende Einflüsse, wie trockene Heizungsluft oder vermehrtes Schwitzen beim Sport, die ohnehin geschwächte Hautbarriere angreifen und Ekzeme hervorrufen.
„Verzichten Sie bei Neurodermitis auf Synthetik-Fasern und generell auf kratzende Kleidung.“
Dr. Anna-Lena Sack
Dermatologin aus Hamburg
Auch Kleidung bietet mächtig Stoff für Irritationen: Verzichte mit Neurodermitis auf Synthetik- Fasern, generell kratzende Materialien und Kleidung, die nicht atmungsaktiv ist (Stichwort Hitzestau!).
Wie lange ein Schub dauert, lässt sich oft nicht voraussehen und ist auch abhängig von der rechtzeitigen Behandlung mit entsprechender Hautpflege.
Ernährung bei Neurodermitis
Wenn die Haut verrücktspielt, sollte klug gewählt sein, was auf dem Teller landet.
„Teilweise entstehen Reizungen durch den Verzehr scharfer und säurehaltiger Speisen oder Milchprodukte“, weiß die Expertin. Auch Zusatzstoffe und histaminhaltige Lebensmittel seien dafür bekannt, Juckreiz zu verschlimmern.
„Achte darauf, ungesättigte Fettsäuren auf den Speiseplan zu setzen – zum Beispiel Avocados, Fisch und Kokos- oder Leinsamenöl.“ Diese gleichen den hauteigenen Mangel an Omega-6-Fettsäuren aus und stärken den Barriereschutz.
Hilfreich bei Neurodermitis: Sonnenstrahlen!
Leider wurde für Neurodermitis (noch) kein Heilmittel gefunden. Tatsächlich wirkt sich, neben der vorbeugenden Pflege, vor allem trockene Hitze positiv auf die empfindliche Haut und den Verlauf der Behandlung aus.
Ein guter Grund also, mit Neurodermitis in kalten Wintermonaten in Richtung Sonne zu fliehen – Deiner Haut zuliebe!